Reparaturhaus im Erdgeschoss von Wien
253.L50 • UE
Die Vielfalt an Nutzungen und Facetten europäischer Städte ist durch die funktionelle Ausdünnung der Stadt verloren gegangen. Industrie und Produktion sind seit langem aus dem Bild der Stadt verschwunden. Viele Stadträume sind auf monofunktionales Wohnen, Konsum und Unterhaltung reduziert, was zu einer sozialen, wirtschaftlichen und räumlichen Selbstzerstückelung des urbanen Raumgefüges führt. Dieser Tendenz wollen wir entgegentreten, indem wir die Rückkehr der Produktion in gemischten Quartieren fördern. Das Reparaturhaus ist ein Ort im dichten innerstädtischen Kontext von Wien, wo Gegenstände des täglichen Gebrauchs repariert und erzeugt werden können. Weitere Verknüpfungen von Dienstleistung und Kreativwirtschaft sind erwünscht. Solche neuen Formen der urbanen Produktion schaffen gleichzeitig die Möglichkeit der Präsentation der gefertigten Artefakte. Die Wiederverwendung in der Architektur ist nicht zuletzt eine Frage der Verfügbarkeit von wiederverwertbarem Material.
Das war besonders deutlich in der Spätantike, während der das römische Imperium von Krisen geschüttelt wurde. Säulen und andere Bauteile wurden nicht nur in ihren ursprünglichen Funktionen wiederverwendet, sondern in vielfältiger Weise gewissermaßen zweckentfremdet bzw. neuen Zwecken zugeführt.
Wir lesen die gebaute Stadt als Reservoir und die Hallen in Wien, die abgerissen werden sollen, fungieren als urbane Minen für den Entwurf des Reparaturhauses. Wir werden sie (Pauker Halle, Props Halle, Papageien Halle) am Anfang des Semesters gemeinsam besichtigen. Das Ausmaß und die Intensität der Wiederverwendung des Materials der Hallen wird im Prozess des Entwerfens anhand von räumlichen und strukturellen Überlegungen individuell festgelegt. Die wichtigste Voraussetzung für das Studio ist die Freude an der Architektur.
Betreuerin: Ines Nizic